Mestra Barbara
Capoeira Angola kann Vieles sein: Tanz, Kampf, Spiel, Kunst, Theater, Philosophie, Listigkeit, Schlauheit, Musik... Entscheidend bleibt für mich aber immer der Satz von Mestre Curió: „Um zu zeigen, dass man gut ist, braucht der Capoeirista nicht zu schlagen.“ Die Trainings sollen Freude bereiten. Die Capoeira erlaubt allen Teilnehmenden ihre eigene Ausdrucksweise zu finden, jenseits von Konkurrenz und Wertung. Obwohl sich die Capoeiristas in der Roda messen, bleibt es doch immer ein Miteinander.
Brasilien
Alles begann mit dem Wunsch zu reisen. Mexiko und Brasilien waren die Favoriten. Bei der vorbereitenden Lektüre stiess ich in einem Buch über Brasilien auf ein paar wenige Sätze über Capoeira, die mich so fasziniert haben, dass das Reiseziel Brasilien gesetzt war. In Salvador/Bahia habe ich Capoeira zum ersten Mal auf der Strasse gesehen und mich am nächsten Tag auf die Suche nach einer Schule gemacht. Das war im November 1983 und seither ist Capoeira Teil meines Lebens.
Zurück in der Schweiz
1984 kam Omar Da Conceição in die Schweiz und mit meiner Unterstützung gründete er die erste Capoeira Gruppe in Basel. Neben den regelmässigen Trainings war ich ab 1988 an internationalen Capoeira Treffen in ganz Europa dabei und auch immer wieder in Brasilien, um zu lernen und zu trainieren.
Erste Unterrichtserfahrung in der Capoeira
1990 erhielt Mestre Omar eine Anfrage für eine Capoeira Gruppe mit Kindern. Er wollte, dass ich diese Aufgabe übernehme. Ich sträubte mich dagegen, weil ich mir Capoeira als Hobby erhalten wollte. Doch die Anfrage wurde hartnäckig wiederholt, bis ich des Drängens leid war. Ich versprach zu unterrichten, wenn acht Kinder und ein Raum zur Verfügung stünden. Bereits eine Woche später war es soweit: Ich musste mein Versprechen einlösen. Das war zugleich der Beginn einer „Neuentdeckung“ der Capoeira für mich. Dank dem Unterrichten und der damit verbundenen Auseinandersetzung, eröffnete sich mir nochmals ein neues erweitertes Verständnis der Capoeira.
Capoeira Angola
1992 dann die schicksalshafte Begegnung mit Mestre Curió, einer der bekanntesten Angoleiros der ersten Generation nach Mestre Pastinha (Gründer der ersten Capoeira Angola Schule). Sein ganz eigener Stil hat mich sehr angesprochen, so dass ich beschloss, mich ganz der Capoeira Angola zu widmen. Wegen dieses Wechsels fand ich mich in der Schweiz auf mich alleine gestellt wieder, da es keine Angola Gruppe gab. Dank der Grosszügigkeit von Mestre Omar durfte ich weiterhin zu seiner Gruppe ins Training kommen, obwohl ich mein eigenes Training absolvierte. So hatte ich die Möglichkeit, trotzdem mit anderen Capoeiristas im Austausch zu bleiben.
Beginn der Capoeira Angola Gruppe in Basel
Im November 1992 zwang eine Verletzung Mestre Omar zu einer Unterrichtspause und er übertrug die Verantwortung der Gruppe an mich. Trotz allem Bemühen Capoeira Regional zu unterrichten, wurden die Stunden mehr und mehr zu Capoeira Angola. Wiederum wurde ich wohlwollend unterstützt: von Mestre Curiò, der mich trotz meiner Zweifel darin bestätigte, weiter zu unterrichten und von Mestre Omar, der mir nach seiner Genesung im Frühling 1993 schlicht und einfach seine Gruppe überliess. Somit war die Grupo de Capoeira Angola Basel geboren.
Contramestra
Im Jahr 2000 organisierte ich eine Reise mit Jugendlichen nach Brasilien und während dieses Aufenthaltes wurde ich zur Contramestra graduiert.
Mestra
Im Januar 2023 konnte ich zum ersten Mal am grossen jährlichen Evento der ECAIG in Salvador da Bahia teilnehmen. An diesem Anlass mit Capoeiristas aus Europa und ganz Brasilien verlieh mir Mestre Curiò den Meistertitel. Dies ist eine grosse Anerkennung und Ehre, bedeutet aber auch viel Verantwortung. Es gilt der Tradition und der Arbeit von Mestre Curiò Wertschätzung und Kontinuität zu geben. Ihm gebührt mein grosser Dank, dass er mich unterstützt und gefördert hat in all den Jahren. Ebenso hat es mich sehr berührt, dass er mich in den Kreis der wenigen von ihm formierten Mestres aufgenommen hat.